Das Angorakaninchen

Das Angorakaninchen gehört zu den ältesten Kaninchenrassen der Welt. Einst wegen seines seidigen Fells weit verbreitet, steht es heute auf der Liste der gefährdeten Haustierrassen. Das Angorakaninchen stammt aus England, wo ihre Zucht vor ungefähr 300 Jahren nach der Einfuhr von weißen türkischen Kaninchen begann. Der Name des Angorakaninchens stammt aus der türkischen Provinz Angora (Ankara). In Deutschland war es auch unter dem Namen Seidenhase, Kaschmir-Kaninchen und Rupfhase bekannt.

Im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts kam das Angorakaninchen nach Deutschland und die „Wollproduktion“ wurde staatlich gefördert. Dadurch verbreitete sich die Rasse schnell. Bereits im ersten Weltkrieg kam es zu einer starken Erhöhung der Angoraproduktion und im zweiten Weltkrieg war die Nachfrage nach Angorawolle auf dem Höhepunkt. Danach ging sie stetig zurück und seit 2002 steht das Angorakaninchen sogar als extrem gefährdet auf der roten Liste der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V. (GEH). Weltweit ist der Bestand an Angora-Kaninchen sehr hoch, doch Deutschland hat sich seit vielen Jahrzehnten durch klar definierte Ziele in der Zucht separiert, so dass die Rasse hierzulande als eigenständige Population angesehen werden muss.

Ein Angorakaninchen im Freien
Ein Angora Kaninchen © Pixabay

Farbige Angorakaninchen

Es gibt verschiedene Farbeinschläge, aber nur einfarbige Angorakaninchen sind anerkannt. Neben den häufiger vorkommenden weißen Angorakaninchen gibt es Tiere in den Farben Schwarz, Blau, Gelb, Havannafarbig und Fehfarbig. Farbige Angorakaninchen „produzieren“ nicht so viel Wolle. Das Deckhaar ist bei ihnen jeweils dunkler als die Unterwolle. Bei schwarzen Tieren ergibt sich beispielsweise durch die dunklen Deckhaare und das weiße Unterfell ein gräulich-blaues Erscheinungsbild. Da der Kopf fast ohne Unterfell auskommt, erscheint dieser im Kontrast zum Körper ganz schwarz.

Das Angorakaninchen gehört wie das Fuchskaninchen, das Zwergfuchskaninchen und das Jamorakaninchen zu den Langhaarrassen. Am häufigsten finden sich aufgrund des hohen Wollertrags weiße Tiere mit roten Augen (albinotisch). Die weiße Wolle lässt sich zudem am einfachsten und gleichmäßigsten einfärben. Angorakaninchen wurden auf ständig nachwachsende Wolle gezüchtet, die regelmäßig behutsam(!) geschoren werden muss. Dies geschieht in der Regel viermal im Jahr.

Industrielle Angora-Produktion

Es werden noch heute Angorakaninchen für die Wollgewinnung gehalten, da der Wolle viele positive Eigenschaften nachgesagt werden (zum Beispiel Thermoregulation). Bei der industriellen Haltung von Angorakaninchen für die Großproduktion ertragen die Tiere oft großes Leid. Rund neunzig Prozent der Angorawolle stammt aus China. Die dort praktizierte sehr gewaltsame „Wollernte“ und die unwürdigen Haltungsbedingungen der Tiere sind mit dem Tierschutz nicht zu vereinen. Viele Kleidungsproduzenten verzichten deshalb bereits auf die Verarbeitung von Angorawolle.

Angorakaninchen – Steckbrief

Das albinotische, langhaarige Angorakaninchen besticht durch sein imposantes Äußeres mit schönen großen Puscheln an den aufrechten Ohren und langem weichem Fell. Ihre Statur wird als walzenförmig beschrieben, mit tiefem, breiten Stand und breitem, ebenmäßigen Rücken. Häsin und Rammler gleichen sich. Die mittelgroßen Kaninchen erreichen ein Gewicht von 3,5 bis maximal 5 Kilogramm. Sie liefern bis zu zwei Kilogramm Wolle pro Jahr. Angorakaninchen werden etwa acht Jahre alt.

Sandra Lemmerz